Atmen – so simpel, so kraftvoll
Glücksmomente im September
Hast du schon mal bewusst auf deinen Atem geachtet? Die meisten von uns atmen, ohne groß darüber nachzudenken – ein völlig selbstverständlicher Prozess. Und doch hat James Nestor in Breath: The New Science of a Lost Art gezeigt, dass genau dieses kleine, scheinbar banale Detail riesige Auswirkungen auf unser Wohlbefinden haben kann.
Was mich besonders fasziniert hat: Wie viele Zugänge es zum Atem gibt – und wie manche alten Methoden, die sogar therapeutisch eingesetzt wurden, im 20. Jahrhundert wieder in Vergessenheit geraten sind. Ein Beispiel, das mich verblüfft hat: Tuberkulosepatienten erhielten damals gezielte Atemübungen, die ihre Symptome linderten. Später verschwanden diese Ansätze wieder, weil sie nicht „wissenschaftlich genug“ waren. Und heute? Beginnt genau diese verlorene Kunst langsam wieder populär zu werden.
Was sagt die Wissenschaft zum Atem?
Bei einem so fundamentalen Thema hätte ich erwartet, dass wir viel mehr darüber wissen. Tatsächlich gibt es Studien, die zeigen: Bewusstes Atmen beeinflusst nicht nur das parasympathische Nervensystem – also den Teil, der uns entspannt –, sondern auch das sympathische Nervensystem, das Stressreaktionen steuert (Jerath et al., 2015, Frontiers in Human Neuroscience).
Langsame, tiefe Atemzüge können Blutdruck senken, die Herzfrequenzvariabilität erhöhen und die Resilienz stärken (Brown & Gerbarg, 2005, Journal of Alternative and Complementary Medicine). Bei einem so zentralen Thema frage ich mich: Warum reden wir nicht mehr darüber? Warum schenken wir unserem Atem nicht die Aufmerksamkeit, die er verdient?
„Der Atem ist der kleinste Schritt, der größte Hebel.“
Warum wir heute falsch atmen
Wenn ich morgens durch die Straßen gehe, sehe ich viele Menschen, die flach atmen – oft durch den Mund. Stress, schlechte Haltung und Bewegungsmangel haben uns von unserer natürlichen Atmung entfremdet. Nestor zeigt, dass unsere Vorfahren tiefer, langsamer und vor allem durch die Nase atmeten. Heute vergessen wir diese alte Kunst, und mit ihr geht ein Stück Lebensqualität verloren.
Neue Ansätze zum Atem: Meine Praxis
Was ich persönlich spannend finde, ist die Vielfalt der Techniken, die wieder aufleben. Einige habe ich selbst in meine tägliche Praxis aufgenommen. Besonders neugierig bin ich auf die Methode von Wim Hof – „The Iceman“. Sie kombiniert kontrollierte Atemübungen mit Kälteexposition, um das autonome Nervensystem zu beeinflussen und das Immunsystem zu stärken.
Ich plane, diese Technik beim Eisbaden auszuprobieren. Alleine der Gedanke lässt mein Herz schneller schlagen! Aber genau das ist es: den Körper bewusst herausfordern, Kontrolle über den Atem gewinnen und spüren, wie sich Geist und Körper verändern.
Neben Wim Hof gibt es viele andere Atemübungen: Nasenatmung, Wechselatmung oder einfach bewusst langsames, tiefes Atmen. Jede Technik zielt darauf ab, Körper und Geist in Einklang zu bringen – und das Ergebnis ist oft verblüffend.
Abschließende Reflexion: Atmen als Schlüssel zu Potenzial und Wohlbefinden
„Atmen ist mehr als Sauerstoffaufnahme. Es ist ein Werkzeug, das Körper, Geist und Seele miteinander verbindet“, schreibt Nestor. Für mich bedeutet das: Jede bewusste Atemübung ist eine kleine Investition in meine Gesundheit und Lebensqualität.
Ob Stressabbau, bessere Konzentration oder einfach ein Moment der Ruhe – der Atem begleitet uns unentwegt. Und je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr wird mir klar: Wer seinen Atem bewusst nutzt, gewinnt einen direkten Zugang zu innerer Stärke und Gelassenheit.
Also, atme tief ein, halte einen Moment inne – und spüre, wie viel Kraft in deinem Atem steckt.